Archiv
Mit Kritik am realen Kulturleben: Landschaftsverband ehrt Johannes Eidt und Ehepaar Hoffmann
Auch Siegfried Hoffmann beließ es nicht bei bravem Diener. „Auszeichnungen bleiben oft im Ungefähren stecken“, sagte er in seiner Dankesrede für die Auszeichnung, mit der der Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. sein Engagement und das seiner Frau für den in Osnabrück immer noch wenig beachteten Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart (VG) würdigte. Hoffmann und seine Frau hatten erst 2017 ihr Haus, das Geburtshaus des Künstlers VG, der Sievert-Kulturstiftung geschenkt. Hoffmann bedankte sich für die Auszeichnung mit einer Aufforderung zum Handeln. Der Landschaftsverband solle sich als Stifter in die Treuhandstiftung einbringen. Weiter müsse es der Stadt angelegen sein, das 1937 aus ihrem Besitz verschollene Bild des Malers endlich aufzufinden. Spuren gebe es. Hier weiterlesen: Stiftung bekommt Haus Vordemberge-Gildewarts.
Idee der Kulturplattform
Hoffmann forderte weiter dazu auf, die Arbeitsergebnisse der von ihm 2005 gegründeten VG-Initiative stärker zu würdigen. So habe die Initiative die „Idee einer zukunftsweisenden Kulturplattform“ entwickelt. Bislang sei dieses Vorhaben ungenügend zur Kenntnis genommen worden. Die Diskussion des Konzeptes im Kulturausschuss stehe weiter aus, sagte Hoffmann.
Ergeht es der Initiative in Osnabrück damit ebenso wie dem Künstler, dessen Andenken sie sich verschrieben hat? VG habe 1955 immerhin mit der Möser-Medaille die höchste Auszeichnung erhalten, sei in seiner Geburtsstadt aber weiter unbekannt geblieben, erinnerte Hoffmanns Laudator Elk Franke an einen bis heute nur unzureichend behobenen Missstand. Ein Haus für VG: Immerhin dieses Projekt werde nun Wirklichkeit. Hier weiterlesen: VG-Initiative feiert zehnten Geburtstag.
Über die Stadt hinaus
Johannes Eidt gehört als Künstler seit Jahrzehnten gleichsam zum Stadtbild Osnabrücks. Dennoch: Auch die Stadt Osnabrück ernähre ihre Künstler schlecht oder gar nicht, sagte Eidt, der beim Landschaftstag des Landschaftsverbandes im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus mit dem Kunstpreis ausgezeichnet wurde. Das Bild vom Wanderer zwischen den kulturellen Welten dürfe nicht romantisiert werden, sagte Eidt mit Blick auf seine vielen Reisen nach Japan. Das „Hin und Her“ habe sich aus puren Notwendigkeiten ergeben, bekannte Eidt. Wer sich als Künstler behaupten wolle, müsse „über die Stadtgrenze hinaus aktiv werden“, sagte der Spezialist für Siebdrucke, der auch als Liedermacher sein Publikum hat. Laudator Gerhard Friedrich Philipp hatte Eidt zuvor noch als „Brückenbauer“ gelobt und auf das mit 3000 Bildern und rund 300 Ausstellungen reiche Werk des Künstlers verwiesen. Hier weiterlesen: Kulturplattform „Kreation konkret“ - das sagen die Experten.
Perlende Klänge
Nichts als Kritik also am Kulturbetrieb und seinen Tücken? Die reichlich versammelten Gäste des Landschaftstages genossen das Vergnügen, auch die aufbauende Energie der Künste erfahren zu dürfen. Als Festredner malte Kurator Erich Franz das plastische Bild eines Sehens, an dem auch der Körper des Betrachters mitwirkt. Und der junge Musiker Fabian Wittich entlockte seinem Marimbafon perlend tropfende Klänge, die mehr waren als Pausenstücke zwischen den Wortbeiträgen. Bravo für so viel Wohllaut.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 16.06.2018 (Stefan Lüddemann)
