K3-Kulturfiebel

Wie macht man aus einem Luftballon ein Düsenflugzeug, wie kann man sich bewegen, als wäre man auf einem fremden Planeten, und welche Musikinstrumente lassen sich aus Alltagsgegenständen basteln? Die Antworten auf diese und viele weitere überraschende Fragen finden sich in der „Kulturfibel“ – nach den kinderleichten Theaterübungen rund um den „Karneval der Tiere“ das zweite Projekt der Bürgerstiftung Osnabrück, das im Rahmen von „K 3 … und du bist dabei“ aus dem Lockdown heraus entstanden ist.

 

Für beides war Corona zwar ausschlaggebend, weil sich sämtliche Ideen auch zu Hause umsetzen lassen. Aber die zahlreichen Anregungen und Anleitungen zum kreativen Spielen, Wahrnehmen und Gestalten, die in der Kulturfibel enthalten sind, funktionieren selbstverständlich auch ganz unabhängig von jedweder pandemischen Lage.

„Die Sehnsucht der Kinder nach etwas anderem als den klassischen Unterrichtsfächern ist groß“, berichtet Liane Kirchhoff von der bislang durchgängig positiven Resonanz in den Schulen, in denen die Kulturfibel bislang verteilt worden ist. Nicht nur dort, sondern auch in Kindergärten, Familien oder Familienbildungsstätten solle die in bewusst einfacher Sprache verfasste und bunt und reichhaltig illustrierte Kulturfibel ein freies Angebot für alle Kinder sein – „unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Bildungsstand“, betont die Leiterin des Theaterpädagogischen Zentrums (tpz) im Leisen Speicher.

Die erweiterbare Mappe mit den leicht zu kopierenden und vervielfältigenden Arbeitsblättern im DIN-A4-Format bietet Anleitungen für wenig aufwendige und leicht durchführbare Lern- und Kreativaktionen, die Spaß machen. Für den Kunstbereich hat Sabine Meiners, die im Leisen Speicher die Tanz- und Kunstwerkstatt Erlebensreich leitet, mehr als ein Dutzend Mitmachübungen und Spiele zusammengestellt – zum Malen, Basteln und Experimentieren mitsamt den dazu notwendigen Musterbögen vom „Traumhaus“ über die „gemusterte Katze“ und den „Vögelchen auf Ast“ bis hin zu „lustigen Tierschuhen“.

Von der Theaterpädagogin Johanna Bethge stammen verschiedene Bewegungs-, Schreib- und Sprechübungen, die auf spielerische Weise, aber nichtsdestotrotz zielgerichtet Konzentration, Mimik, Gestik und Motorik fördern. Da geht es etwa ums Grimassenschneiden, Gegenständebalancieren oder Buchstabenschießen – aber auch um Statuen, „Unsinnsnamen“, „Zungenbrecher“ und „Gedichtgewusel“. Der Musiker und Musikpädagoge Walter Schroth alias „Heaven“ steuert schließlich Notenbögen, Lieder zum Mitsingen und Bastelanleitungen für Musikinstrumente wie Flaschenorgel oder „Gartenschlauch-Tröte“ zur Kulturfibel bei, die somit in den drei Sparten Kunst, Theater und Musik „Handreichungen für alle Fälle“ enthält, wie Klaus Lang es ausdrückt, dessen K3-Projekt in die zweite Drei-Jahres-Runde gestartet ist.

Dabei soll einmal mehr rund 1000 Kindern unabhängig von ihrer sozialen und finanziellen Situation eine niederschwellige und kostenlose Teilhabe an kultureller Bildung ermöglicht werden. Während die Kulturfibel noch mit einem nicht verbrauchten Restbetrag über rund 25 000 Euro von der Egerland-Stiftung aus der ersten Phase finanziert werden konnte, sind die nächsten drei Jahre durch verschiedene Förderer gesichert.

Jeweils 85 000 Euro tragen die Evangelischen Stiftungen sowie die der Sparkasse Osnabrück bei. Etwa 30 000 Euro stammen aus Eigenmitteln der Bürgerstiftung und der Landschaftsverband Osnabrücker Land (LVO) hat neben seinen regulären Fördermitteln eine gezielte Projektförderung aus dem Landestopf „Niedersachsen dreht auf“ vermittelt.

Zu den derzeit elf laufenden Teilprojekten zählen unter anderem ein Kurs für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im tpz, einer im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, ein Musikkurs im Jugendzentrum Westwerk, ein Kunstkurs in der Schule an der Rolandsmauer sowie weitere im Haster Treff und in den Grundschulen in Sutthausen, Eversburg und am Schölerberg.
Im kommenden Jahr startet eine K3-Kooperation zwischen dem Heinz-Fitschen-Haus und der Heiligenwegschule, bei der es um Kunst und Theater geht – organisiert von der Bürgerstiftung aber durchgeführt durch freischaffende Künstler aus dem tpz und dem Kunstraum hase29.

Anfragen zur „Kulturfibel“ über die E-Mail-Adresse: buergerstiftung-k3@osnabrueck.de

Quelle: NOZ vom 06.10.2021

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