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Subheadline: Auf den Spuren des Osnabrücker Künstlers Vordemberge-Gildewart
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11.11.2020

Osnabrück (09.11.2020). Eigentlich ist Hans Peterse Historiker. Eine neugierige Frage eines Gasthörers nach einem Seminar brachte den Wissenschaftler auf die Spur des konkreten Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart, der 1938 ins Exil in Amsterdam gegangen war.

Unter dem Werk "K 208" des Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart trafen sich Hans Peterse (links) und Siegfried Hoffmann, die sich um die Aktivitäten der VG-Initiative kümmern.

Siegfried Hoffmann trägt ein verborgenes Lächeln auf den Lippen. „Ich war total erstaunt, als wir uns hier getroffen haben, denn ich habe etwas entdeckt: Das Schild „Friedrich-Vordemberge-Gildewart-Platz“ wurde offenbar vor ein paar Tagen hier aufgehängt“, sagt der Mann, der seit mehr als 15 Jahren daran arbeitet, den in Osnabrück geborenen Künstler Vordemberge-Gildewart (kurz: VG) verstärkt in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses zu rücken. Jetzt hatte er sich auf dem Platz gegenüber dem Haus der Jugend mit Hans Peterse verabredet, einem in Osnabrück lebenden Niederländer, der zukünftig wichtige Funktionen in der VG-Initiative übernehmen wird.

In der Nähe seines Geburtshauses wurde jetzt auch offiziell ein Platz nach dem konkreten Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart benannt.

Peterse ist Historiker. Seit 2004 hat er einen Lehrauftrag für Geschichte im Zentrum für Niederlande-Studien in Münster inne. „Vor zwei Jahren hat mich ein Gasthörer angesprochen, der wusste, dass ich mich auch für Kunst interessiere. Er fragte, wie viel ich denn über VGs Exil-Zeit in Amsterdam wüsste“, erzählt Peterse. Tatsächlich gibt es eine Parallele zu einem anderen Künstler und Sohn der Stadt Osnabrück: Felix Nussbaum. Auch er hatte einen Teil seines Exils in den Niederlanden verbracht. Allerdings hat VG die Nazi-Zeit lebendig überstanden und war nicht, wie Nussbaum, in einem KZ umgebracht worden. So konnte VG 1950 einem Ruf an die Hochschule für Gestaltung in Ulm nachkommen.

„Mittlerweile beschäftige ich mich neben meinem Lehrauftrag intensiv mit der Biographie Vordemberge-Gildewarts; vor allem mit seiner Zeit zusammen mit seiner Frau Ilse Leda in Amsterdam“, erklärt Peterse. Und so wurde auch VG-Enthusiast Hoffmann auf den Historiker aufmerksam. Der unermüdliche Motor der 2005 gegründeten VG-Initiative lud Peterse ein, einen Vortrag über das Exil des Osnabrücker Künstlers zu halten. Bald kam es zu einem intensiven Austausch zwischen den beiden.

Attraktiver VG-Treff

Als Hoffmann das VG-Geburtshaus, das er 1984 erworben hatte und in dem er seither wohnt, einer Stiftung übereignete, übernahm er den Vorstandsvorsitz der Stiftung kunst.konkret.kontruktiv. „Ich bin jetzt über 80, ich muss ein bisschen kürzer treten“, erklärt Hoffmann, der sich bisher darum gekümmert hat, dass der regelmäßig stattfindende VG-Treff mit einem attraktiven Programm aufwarten konnte. Außerdem organisierte er interessante Kunstausflüge.

Diesen Part übernimmt jetzt Hans Peterse. „Ich komme mit sechs Stunden Schlaf aus“, erklärt der Niederländer mit einem verschmitzten Lächeln. Die Aufgabe, den VG-Treff zu organisieren, könne er durchaus mit seinem Lehrauftrag, seiner Geschichtsforschung sowie mit verschiedenen Nebenjobs in Einklang bringen. „Ich biete unter anderem Führungen im Felix-Nussbaum-Haus und im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum an“, sagt er und zeigt so, dass er sich intensiv mit allen drei herausragenden Künstlern der Stadt beschäftigt.

VG als überzeugter Euopäer

„Ilse Leda und VG haben von 1938 bis in die 50er Jahre in Amsterdam gelebt, weil sie Jüdin war und seine Kunst bei den Nazi als entartet galt“, beschreibt Peterse und betont, dass VG absolut unkorrumpierbar gewesen sei. Er habe sich in keiner Art und Weise von den Nationalsozialisten vereinnahmen lassen. Gerade beschäftige er sich mit einem Briefwechsel, der VG als überzeugten Europäer auszeichne. Diese Bemerkung stößt bei Siegfried Hoffmann auf offene Ohren, denn sein Bemühen ist es, den internationalen Stellenwert Vordemberge-Gildewarts in den Fokus zu rücken. „Er hat sich schon früh der holländischen De-Stijl-Gruppe (mit der  Farbkombination rot-gelb-blau vor 100 Jahren weltberühmt geworden, Anm. der Red.) angeschlossen. Seine Bilder hängen in renommierten Museen auf der ganzen Welt, beispielsweise in New York, Paris und London.“

Quelle: NOZ Online-Ausgabe vom 09.11.2020 (Text und Fotos: Tom Bullmann)





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