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Neues Leben zwischen alten Gräbern
Freitagmorgen, Abteilung 5 auf dem Johannisfriedhof. Statt Stille herrscht hier ausgelassene Stimmung: Kinder der 1. und 3.Klasse der Rosenplatzschule wuseln zwischen Grabsteinen und Labyrinth hin und her. Gemeinsam mit weiteren Helfern greifen die Kinder zu Pflanzschaufeln, um den in der Erde ruhenden Frühblühern einige Blumenzwiebeln zur Seite zu stellen, die ihre Blütenpracht im Juni entfalten sollen.
Bereits zum fünften Mal sind die Schüler eifrig bei der jährlich stattfindenden Pflanzaktion dabei. Als Eva Güse, Abteilungsleitung Friedhöfe und Bestattungswesen beim Osnabrücker Servicebetrieb, einen Aufruf in Kitas und Schulen startete, sagte Lehrerin Birgit Gerken sofort zu: „Es ist ein tolles Naturerlebnis. Wir sorgen im Sachunterricht oder in Deutsch für viele thematische Anknüpfungen“. Auch mit den vierten Klassen kämen sie jedes Jahr. Die Kinder, die sich auf das Steckenpferdrennen vorbereiten und somit mit dem 30-jährigen Krieg auseinandersetzen, besuchen die Gräber der Kriegsgefallenen. Das Labyrinth dient als Zeitstrahl, um Zeitspannen zu visualisieren. „Der Johannisfriedhof ist ein Park mit ganz besonderem Charakter,“ so Güse.
Für die Veranstaltungsreihe „Neues Leben zwischen alten Gräbern“ ist aus der Bürgerstiftung Osnabrück die „Treuhandstiftung historisches Bewahren denkmalgeschützter Friedhofskultur hervorgegangen. Helmtraud Willuhn, seit 2012 Mitglied bei der Bürgerstiftung, sei von Anfang an begeistert gewesen über das Projekt. Bei den Pflanzaktionen sei sie immer dabei, die Blumenzwiebeln habe sie gestiftet. „Es geht ums ‚Wir‘“, sagt sie. Die Pflanzaktion stelle ein ganzheitliches Erlebnis dar.
Neues Leben zwischen alten Gräbern: Kinder pflanzen Blumen auf dem Johannisfriedhof. Foto: Jörn Martens
Quelle: NOZ Online vom 28.10.2018 (Sina-Christin Wilk)