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Subheadline:  „KiBS“-Initiator Prof. Dr. Martin Engelhardt: „Begeisterung für Bewegung wecken!“
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03.12.2017

(03.12.2017) Osnabrück (nak) – Die ON-Weihnachtsaktion 2017 unterstützt Kinder aus bedürftigen Familien aus Stadt und Landkreis Osnabrück mit Schwimmkursen und Bewegungsangeboten. Etwa 5000 Kinder alleine in der Stadt Osnabrück sind arm, auch im Landkreis sind zahlreiche Kinder betroffen. Essen, Kleidung und Schulmaterialien gehen vor – an Sport, an einen Schwimmkurs ist in vielen Haushalten nicht zu denken … Nicht alleine das Risiko zu ertrinken ist hoch, auch die gesundheitlichen Folgen können dramatisch sein.

Die Auswirkungen des kindlichen Bewegungsmangels sehen Prof. Dr. Martin Engelhardt, der Ärztliche Direktor und Chefarzt für Orthopädie-, Hand- und Unfallchirurgie am Klinikum Osnabrück, und seine Kollegen täglich: „Das reicht von Übergewicht, unzureichenden motorischen Fähigkeiten und Entwicklungsverzögerungen bis hin zu psychischen Erkrankungen. Wenn unserem Körper in der Kindheit die entsprechenden Reize und Herausforderungen fehlen, kann er sich nicht richtig entwickeln“, erklärt der Mediziner. Dies habe negative Folgen für den Einzelnen, aber auch für die gesamte Gesellschaft, die letztlich mit den Folgekosten konfrontiert werde. Dr. Martin Engelhardt verdeutlicht es am Beispiel Übergewicht: „Schon jetzt sind 15 Prozent aller 3- bis 17-Jährigen übergewichtig 6 Prozent fettleibig. Etwa 80 Prozent von ihnen werden auch im Erwachsenenalter übergewichtig bleiben.“ Zu den körperlichen Auswirkungen wie Gelenkerkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes kämen soziale Ausgrenzungen und psychische Probleme. Kosten für entsprechende Therapien und Ausfallzeiten im Beruf seien vorprogrammiert. „Das könnten wir verhindern, wenn Kinder sich ausreichend bewegen würden“, betont Engelhardt. Viele gesellschaftliche Veränderungen, wie Mobilitätsverhalten, Flexibilisierung der Arbeitszeiten und steigender Medienkonsum, aber auch der mangelnde Einsatz der Politik in Sachen Gesundheitsprävention und Förderung des Breitensports sowie fehlendes Bewusstsein für die dramatischen Entwicklungen seien Ursachen des Problems. Dr. Martin Engelhardt, selbst ehemaliger Leistungsschwimmer, verdeutlicht das an einem Beispiel: „In vielen Gemeinden wurden Schwimmbäder geschlossen, in anderen sind die Eintrittspreise zu hoch, die Unterrichtsvoraussetzungen an den Grundschulen lassen einen effizienten Schwimmunterricht nicht zu und die Eltern, die oft beide arbeiten müssen, haben keine Zeit. Die Folge: Immer weniger Kinder lernen Schwimmen. Und das, obwohl es eine der gesündesten Sportarten ist, die man ein Leben lang betreiben kann.“ Betroffen von Bewegungsmangel seien vor allem sozial benachteiligte Kinder, da in ihren Familien das Geld für Schwimmbad oder Sportverein aber auch die Zeit der Eltern zu knapp sei. „Dabei ist gerade der Sport ein Garant für gesellschaftliche Durchlässigkeit. Hier zählt die Leistung, nicht die Herkunft. Wenn Sport unbezahlbar wird, verschenken wir die Chance, sozial schwache Kinder zu integrieren, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bräuchten wir ein breit aufgestelltes und langfristig angelegtes Programm zur Bewegungsförderung“, so Engelhardt. Doch in Deutschland habe die Politik bislang nicht ausreichend reagiert: „Deshalb müssen wir hier vor Ort die Kinder in Bewegung bringen!“ Aus diesem Grund habe er die Kinder-Bewegungsstadt (KiBS), ein Projekt der Bürgerstiftung, ins Leben gerufen. „Wir müssen bei Kindern und Familien Begeisterung für Bewegung wecken und Räume und Gelegenheiten für mehr Bewegung sowie mehr Sensibilität für gesunde Ernährung schaffen.“ KiBS, Organisationspartner der diesjährigen ON-Weihnachtsaktion, hat zahlreiche nachhaltig wirkende Projekte und Angebote auf den Weg gebracht, einige setzen schon in der Schwangerschaft an: „Je früher wir die Kinder erreichen, umso besser“, betont Prof. Dr. Martin Engelhardt. Dies gelte auch und gerade für den Nachwuchs aus sozial benachteiligten Familien, in denen die Voraussetzungen für die sportliche Förderung fehlten. „Deshalb freue ich mich, dass die ON-Weihnachtsaktion mit den Spenden ihrer Leser mehr Bewegungsangebote für diese Kinder schaffen möchte und damit einen Beitrag zu ihrer gesunden Entwicklung leisten will.“

Mit KiBS-Bewegungsangeboten für Mütter und Kinder kommen schon die Kleinsten in Schwung.

Früh übt sich … – Ein kleiner Schwimmer in einem KiBS-Kurs für Kita-Kinder. Thomas-Osterfeld-Fotos

Quelle: ON am Sonntag vom 03.12.2017






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