Seit drei Semestern bietet Dorothee Barth, Professorin für Musikpädagogik, das Seminar für Musikstudenten der Uni Osnabrück an. Die Teilnehmer werden dort verschiedenen Deutschlernklassen in Osnabrück zugewiesen, wo sie einmal die Woche unterrichten. Finanzielle Unterstützung gibt es von der Evangelischen Stiftung und der Bürgerstiftung Osnabrück.

Das Problem: Für den Unterricht gibt es kaum vorgefertigte Konzepte. Die Studenten müssen selbst kreativ werden bei der Wissensvermittlung. „Die Idee für das Seminar ist aus persönlichen Erfahrungen entstanden“, sagt Barth. Praktischer Musikunterricht werde generell gut angenommen.

Worte in Lied verpackt

Über Musik lasse sich auch kommunizieren, wenn man unterschiedliche Sprachen spricht. Sprachen lernen funktioniere vor allem über das Hören. Klangfarbe, Melodie, Rhythmus – das alles seien Aspekte, die sowohl in der Musik als auch beim Sprechen eine Rolle spielen.

Jessica Goldkühler ist Lehrerin einer Deutschlernklasse an der Hauptschule. Ihre Schüler kommen aus Syrien, dem Libanon oder Afghanistan und haben oft traumatische Erlebnisse hinter sich. „Die Schüler sind zwischen zehn und 17 Jahren alt und auf sehr unterschiedlichen Lernständen“, erklärt Goldkühler. Manche müssten überhaupt erst alphabetisiert werden.

Sie habe die Erfahrung gemacht, dass der musikalische Deutschunterricht besonders bei den lernschwachen und schüchternen Schülern gut ankommt. „Diese Lernform macht den Schülern Spaß. Ich habe den Eindruck, dass sie sich Inhalte und neue Worte besser merken können, wenn sie in einem Lied verpackt sind“, sagt die Lehrerin.

Alle Beteiligten profitierten von dem Projekt. „Wir sammeln Praxiserfahrung und lernen, genau hinzuhöhren, damit sich die Schüler nicht die falsche Aussprache merken“, erklärt Musikstudentin Anne-Christin Harenberg. Außerdem müsse sie den Unterricht passend vorbereiten, so wie später im Lehrerjob.


Hört genau hin: Studentin Laura Helberg vermittelt Sprache mit musikalischen Mitteln. Foto: Michael Gründel

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 30.12.2016
(Ein Artikel von Bastian Rabeneck)