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Subheadline: Bürgerstiftung und Künstler Jonathan bieten Flüchtlingen kreative Freizeitgestaltung
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12.04.2015

(31.03.2015) Osnabrück. Acht junge Männer aus Syrien und Somalia zwischen 18 bis 25 Jahren, die sich bereits seit mehr als einem Jahr in Osnabrück aufhalten, wurden jetzt in der Gartlager Werkstatt von Norbert Henze alias Jonathan kreativ. Unter Anleitung des umtriebigen und vielschichtigen Performance-Künstlers bearbeiteten sie mit dem Plasmaschneider Objekte aus Metall.

„Frieden“ bedeutet der arabische Schriftzug, den der 20-jährige Shirkouh Matini aus Damaskus bläulich schimmernd und mit Ornamenten versehen in eine Metallplatte eingebrannt hat. Für ihn ist die Aktion eine willkommene Gelegenheit, die hiesige „Kultur kennenzulernen und mehr Kontakt mit Leuten“ zu bekommen. „Wir erleben hier auch eine neue Art von Kunst“, fügte sein drei Jahre älterer Bruder Adnan hinzu, mit dem er seit einem Jahr und vier Monaten in der Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Schinkel lebt.

„Wir sind froh, dass neben den erfolgreichen Deutschkursen für Flüchtlinge an der Volkshochschule jetzt auch Dinge im Freizeitbereich in Gang kommen“, betont Gabi Gaschina. Seit März vergangenen Jahres ist sie als Bereichsleiterin der Koordinierungsstelle Flüchtlingshilfe tätig, die bei der Osnabrücker Gesellschaft für flexible pädagogische Kinder- und Jugendhilfe Outlaw angesiedelt ist. „Jedes Angebot und jede Abwechslung“ seien willkommen. Daher war es nicht schwer, die acht ausgewählten jungen Leute für das Kunst-Projekt zu begeistern.

„Mal etwas mit Flüchtlingen zu machen“, war das Anliegen des Osnabrücker Künstlers Jonathan, das spontan bei einem Kamingespräch mit Marcel Trocoli Castro entstanden ist, der jüngst einen Dokumentarfilm über ihn gedreht hat. Über die Art und Weise, wie hierzulande mit Flüchtlingen umgegangen wird, zeigte er sich schockiert. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass „Kunst Fesseln löst, um auf eine leichte Art mit traumatischen Erlebnissen umzugehen“.

Bei der Bürgerstiftung Osnabrück stieß Jonathan mit seinem Vorschlag sofort auf offene Ohren, berichtet Stefanie Schindhelm von der Aktion Kinderwünsche, deren Fonds in Zukunft auch für das Thema „Probleme in Flüchtlingsfamilien“ erweitert genutzt werden soll und die den dreitägigen Workshop als Pionierprojekt auf die Beine gestellt und finanziert hat.

Vor die Auswahl gestellt, ob sie lieber Bilder malen, mit Keramik oder mit Metall arbeiten wollen, waren die Teilnehmer sofort buchstäblich Feuer und Flamme für Letzteres. Nach einem ersten Kennenlernen sprang der Funke schnell über, und unter Anleitung des Künstlers schnitten die Flüchtlinge mit viel Herzblut und Feuereifer eigenständig und mit unmittelbarem Ergebnis Figuren, Zeichen und Buchstaben in große Metalltonnen oder in Erbsendosen, die sie dann als Erinnerung an das kreative Spiel mit dem Urelement Feuer mitnehmen konnten.

Bei der Erinnerung soll es aber nicht bleiben. Denn den weiteren Kontakt und eine bleibende Freundschaft bot Jonathan den jungen Männern im Anschluss an das Projekt an, das mit einem gemütlichen Ausklang in seinem Atelier „manu-propia“ endete. Dort brachte er ihnen spontan mit Schifferklavier deutsche Lieder bei, unter anderem „Die Gedanken sind frei“ und „Ein bisschen Frieden“. Themen, die den herzlich offenen und engagierten Künstler mit den Flüchtlingen verbinden. So war auch ein neuer Anfang gemacht. Nachhaltiger, authentischer und zielführender als viele von oben verordnete Integrationsmaßnahmen.

Weitere Bilder und Infos zum Thema Flüchtlinge unter www.noz.de/

fluechtlinge

Mit viel Herzblut und Feuereifer machten sich die Flüchtlinge unter Anleitung von Norbert Henze alias Jonatha an die kreative Arbeit. Foto: Hermann Pentermann

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 31.03.2015






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