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Subheadline: Vortragsabend der Bürgerstiftung mit Expertin Barbara Eifert
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28.06.2012

mali Osnabrück. Alt zu werden bedeutet, sich auf eine Reise in unbekannte Welten zu begeben. Bekannt sind dagegen Bilder des Alterns. Zumeist mit negativen Vorstellungen. Dabei hat das Leben im Alter auch positive Seiten. Um sich davon ein Bild machen zu können, lud die Osnabrücker Bürgerstiftung zu einem Vortrag in das Forum der Sparkasse.

„Neue Bilder des Alterns" überschrieb Barbara Eifert vom Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund ihre Ausführungen, die auf unterhaltsame Weise verdeutlichten, dass bildhafte Vorstellungen über das Altern als „soziale Konstruktionen" in einem stetigen Wandel begriffen seien und Möglichkeiten und Grenzen des Alltagshandelns, aber auch von Politik und Wirtschaft bestimmten.
Dabei trügen sie als notwendige „Orientierungshilfen" die Gefahr in sich, sich zu stereotypen Bewertungskategorien zu verfestigen, die sich zu Vorurteilen ausreiften und so Diskriminierung bewirken könnten. Dazu zähle zum Beispiel auch die „gut gemeinte", aber pauschal laute und fürsorgliche Anrede von Älteren.
Andererseits seien Altersbilder heutzutage aber keineswegs mehr ausschließlich „defizitär", sondern würden inzwischen sogar positiv für Produkte etwa im Fitness- oder Kosmetikbereich werben. Falsche und undifferenzierte Darstellungen des Alterns, die auf der Vorstellung beruhten, dass ältere Menschen weniger leistungsfähig, selbstständig und motiviert und daher pflegebedürftig seien, widersprächen auch dem Fakt, dass lediglich zehn Prozent aller über 60-Jährigen auf Pflege angewiesen seien, so Barbara Eifert.
Auch der Bildungsgrad von Älteren, die ohnehin schon auf einen gewachsenen, differenzierten Erfahrungsschatz zurückgreifen könnten, würde stetig steigen. Das setze Potenziale auch im Sinne von Wirtschaftskraft frei. Realistische Altersbilder sollten daher ebenso gefördert werden wie politische Partizipation und bürgerschaftliches Engagement, wobei eine am Lebenslauf orientierte „neue Kultur des Alterns", entsprechende Bildungskonzepte und Gesundheitsförderung „in den Generationenkontext eingebettet" werden müssten. Die Vielfalt der Möglichkeiten beinhalte aber nicht nur permanente Euphorie im „Unruhestand", sondern auch ein „Recht auf Gebrechlichkeit", führte Barbara Eifert weiter aus.
Einen literarisch-künstlerischen Rahmen für den Vortrag bot die Osnabrücker Malerin und Lyrikerin Erika Rauschning, die als „Überraschungsgast" ihre Werke ausstellte und Passagen aus ihrem neuen Buch „Antworten auf das Alter" vortrug. So erlebte das Publikum mit der 89-jährigen „Powerfrau" noch ein quietschlebendiges, gutes Beispiel dafür, wie man das Leben auch im Alter immer wieder noch einmal neu definieren kann.

Kreativ im Alter: die Künstlerin Erika Rauschning (links) mit Referentin Barbara Eifert.
Foto: Klaus Lindemann

Quelle: NOZ vom 28. Juni 2012





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