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Subheadline: Ziel der ON-Weihnachtsaktion 2017: Kindern, die sich das sonst nicht leisten könnten, Schwimmkurse und Ballsportangebote zu ermögliche
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12.11.2017

(12.11.2017) Osnabrück (ON) – Am heutigen Sonntag startet die ON-Weihnachtsaktion 2017 – die alljährliche Spendenaktion unterstützt diesmal Kinder aus bedürftigen Familien aus Stadt und Landkreis Osnabrück mit Schwimmkursen und Bewegungsangeboten. Etwa 5000 Kinder alleine in der Stadt Osnabrück sind arm, auch im Landkreis sind zahlreiche Kinder betroffen. Essen, Kleidung und Schulmaterialien gehen vor – an Sport, an einen Schwimmkurs ist in vielen Haushalten nicht zu denken … Nicht alleine das Risiko zu ertrinken ist hoch, auch die gesundheitlichen Folgen können dramatisch sein.

Deshalb will die ON-Weihnachtsaktion mit Ihrer Hilfe Kinder aus sozial benachteiligten Familien in Bewegung bringen: In – extra für unsere Aktion neu aufgesetzten! – Schwimmkursen und auf Bolzplätzen in Stadt und Landkreis Osnabrück. Als Partner mit dabei sind die Bürgerstiftung Osnabrück und das von ihr initiierte Projekt der „Kinderbewegungsstadt“. Anja Wege als Projektleiterin und Dr. Klaus Lang als Vorsitzender der Bürgerstiftung standen den ON im Interview Rede und Antwort …

ON: Noch im März hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft gemeldet, dass in Deutschland so viele Menschen durch Ertrinken sterben wie seit zehn Jahren nicht mehr. Immer weniger Kinder lernen offenbar das Schwimmen – wie sind da Ihre Erfahrungswerte?

Anja Wege: Für die Kinderbewegungsstadt ist es ein großes Anliegen, dass Kinder schon im Kleinkindalter einen Schwimmkurs mit Seepferdchen-Abzeichen absolvieren können. Viele Kinder sind heute, wenn sie in die Grundschule kommen, nicht schwimmfähig. Das ist für die Sportlehrer schwierig, mit Kindern, die gar nicht schwimmen können und Kindern, die schon das Silberabzeichen haben, einen Kurs zu beginnen. Deswegen ist es wichtig, dass alle Kinder in der frühen Kindheit, im Kindergartenalter, die Chance erhalten an einem Schwimmkurs teilnehmen zu können.

ON: Eine zweite Schlag zeile, die immer wieder zu lesen ist: Kinder bewegen sich heute zu wenig. Aber ist das wirklich so krass oder ist da auch ein bisschen Panikmache dabei?

Klaus Lang: Nein, das ist wirklich so! Das ist der Grund, warum die Bürgerstiftung das Projekt Kinderbewegungsstadt gestartet hat. Professor Martin Engelhardt, heute ärztlicher Direktor des Klinikums, damals im Vorstand der Bürgerstiftung, hatte das angeregt – und wir sind darauf eingegangen, weil es nachweisbar ist, dass die Bewegung im Alltag dramatisch zurückgegangen ist. Ein plastisches Beispiel: Mitte des 19. Jahrhunderts ist der durchschnittliche Bürger einer Stadt jeden Tag 15 Kilometer zu Fuß gegangen – im Durchschnitt. Heute sind das vielleicht noch 500 bis 1000 Meter …

ON: Aber woran liegt das denn?

Klaus Lang: Das hat viele Gründe. Die ganzen Verkehrsverhältnisse, das Lebensumfeld gerade auch in mittelgroßen Städten wie Osnabrück und die Lebensgewohnheiten haben sich dramatisch verändert. Deswegen haben wir damals im Zusammenspiel mit Professor Engelhardt und mit der Professorin Renate Zimmer – damals an der Universität Osnabrück – gesagt, wir müssen diesem Bewegungsmangel etwas entgegensetzen. Weil Bewegung Spaß macht und Lebensfreude fördert, aber auch, weil sie verschiedenen Krankheiten vorbeugt. Bewegungsmangel und falsche Ernährung führen zu Fettleibigkeit, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen in katastrophalen Ausmaß.

ON: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die Probleme?

Klaus Lang: Unter anderem, dass die Wege zur Schule oder sonstigen Aktivitäten kaum mehr zu Fuß zurückgelegt werden. Oder dass es z. B. Kinder gibt, die schon Angst davor haben, auf einem am Boden liegenden Schwebebalken entlangzugehen. Klar, die ganzen natürlichen Bewegungsmöglichkeiten, die es früher gab, sind heute nicht mehr gegeben. Dafür müssen wir Ersatz schaffen, so gut es geht.

Anja Wege: Mit unseren Bewegungsangeboten wollen wir so früh wie möglich die Kindergesundheit unterstützen. Es ist bekannt, dass bereits bei Kindern typische Erkrankungen des Erwachsenenalters vermehrt auftreten aufgrund ungenügender Bewegung und risikobelastender Lebensstile: Diabetes mellitus Typ 2 oder andere Stoffwechselstörungen sowie Herzkreislauferkrankungen. Auch Entwicklungsverzögerungen, psychosomatische und psychische Krankheiten treten gehäuft auf.

ON: Warum das? Weil Bewegung auch so etwas wie seelische Stabilität bringt?

Anja Wege: Eine körperlich aktive Kindheit stärkt das seelische Gleichgewicht und ist von großer Bedeutung für den Aufbau des Selbstwertgefühls. Zudem wird die Entwicklung motorischer, kognitiver und  sozialer Kompetenzen, Handlungskompetenz sowie Orientierung im Alltag gefördert.

ON: Nun hat die Kinderbewegungsstadt bereits mehrere Angebote für Kinder etabliert, auch schon Schwimmkurse mit den Kindergärten zusammen. Als sehr niederschwelliges Angebot gehören noch kostenlose Ballsportveranstaltungen dazu, die Sie mit der Ballschule für Kinder in Osnabrück (Bakos) entwickelt haben. Wie funktioniert das genau?

Anja Wege: Das Angebot auf den Bolzplätzen gibt es seit 2013 in Osnabrück. Die Kinder können einfach zu den Terminen kommen und mitspielen – kostenfrei und ohne Anmeldung. Wir haben das Ballspielangebot ins Leben gerufen, um auch Kinder mit Sprachbarrieren erreichen zu können. Sport ist ein Türöffner! Auf dem Bolzplatz können die Kinder Anschluss finden und werden so in die Gemeinschaft integriert. Die Termine sind auf der Homepage www.kibs-os.de zu finden.

ON: Nun ist ja geplant, das Projekt auch auf den Landkreis auszuweiten – durch einen Teil der Spendensumme unserer Weihnachtsaktion. Wie konkret ist das bereits?

Anja Wege: Die Ballspiele auf den Bolzplätzen in Osnabrück werden sehr gut angenommen, sodass wir das Bewegungsangebot auch für die Kinder im Landreis Osnabrück anbieten wollen.

ON: Mal ganz ehrlich, Herr Dr. Lang: Wenn Sie jetzt als Bürgerstiftung Osnabrück in den Landkreis hineinwirken, bekommen Sie dann Ärger?

Klaus Lang: Wir sind mit einem Teil unserer Aktivitäten immer schon im Landkreis unterwegs. Das entspricht auch unserer Satzung … Aber wir  kooperieren selbstverständlich dort, wo es andere Bürgerstiftungen gibt, wie in Wallenhorst oder Bad Essen, sehr eng mit ihnen. .Das funktioniert immer hervorragend, denn insgesamt sehen es Bürgerstiftungen als ihre Aufgabe an, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Alle Konzepte, die mit Integration, Inklusion, mit der Förderung von Benachteiligten zu tun haben, sind da also genau passend. Unser anderer großer Baustein für Kinder ist die Aktion „Kinderwünsche“, die das gleiche Ziel hat, nur mit anderen Mitteln, auch da helfen wir ja Kindern in Notlagen, nicht nur zu Weihnachten mit Geschenken. Also, von daher passen diese Aktivitäten, um die es jetzt bei der Aktion geht, genau zu unseren Anliegen.

ON: Noch eine ganz offene Frage – hätten Sie als Bürgerstiftung nicht genug Möglichkeiten und Mitteln, für Ihre Zwecke selbst zu werben, ganz ohne die ON und eine Weihnachtsaktion?

Klaus Lang: Die Kinderbewegungsstadt macht ja schon heute Angebote. Aber es gibt weit mehr bedürftige Kinder als wir heute erreichen. Und mit der ON-Weihnachtasaktion können wir unser Angebot ausweiten. Wenn Sie so wollen, sind das die exklusiven ON-und-Kinderbewegungs-Kurse. Ganz abgesehen davon ist es auch sonst immer so, dass die Zahl unserer Stifter und Spender nicht ausreicht um all diese guten Ideen, die wir haben, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, zu finanzieren. Darum sind wir äußerst dankbar, dass die ON mit ihrer Weihnachtsaktion sich dieses Themas annimmt – weil wir finden, es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, etwas zu tun.

ON: Als wir uns auf die Suche gemacht haben nach Kooperationspartnern für dieses Projekt – gerade für unsere  extra für diese Aktion neu geschaffenen Schwimmkurse –, da hatten wir das Gefühl, dass wir bei den Schwimmbädern sowas wie offene Türen einrennen. Vor allem die Stadtwerke Osnabrück haben uns ganz viel und wertvolle Unterstützung zugesichert. Hat Sie das überrascht?

Klaus Lang: Die Stadtwerke sind ja ein Stifter der Bürgerstiftung, insofern haben wir immer Kontakt und sie unterstützen uns allgemein, aber ich lasse mich natürlich immer gerne positiv überraschen … (lacht). Lassen Sie es mich mal so formulieren: Vom Grundsatz her bin ich nicht überrascht, weil ich weiß, dass die Stadtwerke sozial engagiert sind, aber dass sie so deutlich eingestiegen sind in dieses Schwimmangebot, das ist toll.

 ON: Zum Ende unseres Gesprächs würde ich die ganze Sache gerne noch einmal von einer anderen Seite aus beleuchten. Aus einer persönlichen Erfahrung heraus: Meine Tochter lässt sich viel lieber von mir tragen als selbst zum Kindergarten zu gehen – da ist es ganz schön schwer, sie zu einem Sich-selbst-Bewegen zu motivieren … Es liegt also nicht immer an den Eltern, oder? 

Anja Wege: (lacht) Aus pädagogischer Sicht handelt es sich da um einen Bindungsmoment, den Ihre Tochter herstellt. Ich vermute, dass sie die Zeit und den engen Kontakt mit dem Papa sehr genießt! Mindestens eine Stunde am Tag sollten alle Kinder intensiv Sport treiben – bei Wind und Wetter! Viele der am Projekt teilnehmenden Eltern berichten, dass die Bewegungsfreude der Kinder sich sehr positiv auf das gemeinsame Familienleben auswirkt. Der Familienzusammenhalt und langfristig die Lebensqualität werden gestärkt.

Bringen Kinder in Bewegung - und ihre Erfahrungen damit bei der ON-Weihnachtsaktion mit ein: Anja Wege von der Kinder-Bewegungsstadt und Dr. Klaus Lang (Bürgerstiftung). Lintel-Foto
 
Quelle: ON am Sonntag vom 12.11.2017
 




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