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Subheadline: Goethes Geburtstag wird am "Musikexpress" gefeiert
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05.09.2017

(29.08.2017) Osnabrück. Vor seinem Abbild im „Musikexpress“ unter der Eisenbahnbrücke an der Limberger Straße ist am Sonntag der 268. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe unter dem Motto „Wort-reich Besinnliches“ mit Lyrik und Prosa vorgefeiert worden.

Mehr als ein Dutzend Bürger folgten einem entsprechenden Aufruf der Bürgerstiftung, des Literaturbüros Westniedersachsen und der Künstlerin Angelika Walter, die 30 Jahre lang an jener gewaltigen Bilderserie gearbeitet hat, die sich großflächig über die gesamte Breite beider Wände der im doppelten Sinne „zugigen“ Unterführung erstreckt.

Seit vor rund fünf Jahren dort als einziger Literat zwischen zahlreichen bekannten Musikern und Instrumenten auch der Sturm-und-Drang-Poet seinen Platz fand, wird jährlich zur Geburtstagslesung an Ort und Stelle eingeladen. Auf zahlreiche offene Ohren stießen dabei auch diesmal wieder alle, die sich trauten, am „offenen Mikrofon“ einen Beitrag dazu zu leisten. Als Belohnung winkte einmal mehr ein Stück jenes Kuchens, der nach dem überlieferten Originalrezept jener Kartoffeltorte gebacken wurde, die seinerzeit nachweislich Goethe und seine Gäste zum 64. Geburtstag des Dichterfürsten verspeist hatten.

„Worte, Worte, nichts als Worte“, hatte das Motto der Kulturnacht am Vorabend gelautet. Dem wurden auch die Vortragenden im „Musiktunnel“ in der Wüste gerecht. Zur gelegentlichen „Brückenmusik“ der vorbeifahrenden Autos und der herüberrauschenden Züge kam der Geheimrat dabei zunächst nicht nur buchstäblich unter die Räder. Denn Reformationsjubiläumsjahr hin oder her: Die rezitierten „Deftigkeiten“ Martin Luthers erschienen in Anbetracht von Goethes Freimaurertum und kosmopolitischem Pantheismus als fragwürdige, zumindest aber gewagte Wahl. Immerhin gab es hernach Eugen Roths „Gedicht zur Torte“, eine Trilogie an Vierzeilern über Zeitreisen bis hin zum zeitgeistigen „Fack Ju Göhte“, Persiflagen von Otto Waalkes und wüste Gedichte über „letzte Luftsprünge“. Ein „Wüstling“ bekannte sich nicht nur zum Stadtteil, sondern auch zum goetheschen Schwerenötertum und trug entsprechende „Sommergedanken“ vor.

Zu hören gab es auch die Geschichte der Malerin Angelika, die der Meister einst in Rom traf, ein Herbstgedicht von Theodor Storm, Lieder über Osnabrück und treue Gäste, ein ostpreußisches Dialektwerk über eine Kleinbahn unter der großen und nicht zuletzt eigene Worte Goethes, etwa im passenden Ambiente zur Bedeutung der Musik oder zum Beleg seiner Schlagfertigkeit eine Anekdote zum Thema Wasser und Wein. Den gab es dann zwar nicht zu Ehren des Dichters und Denkers, der auch ein passionierter Weintrinker war, wohl aber Kaffee, Kekse und all jene Geburtstagskuchenstücke, die auch für diejenigen übrig geblieben sind, die nur lauschten, statt selbst zu lesen.


Am offenen Mikrofon und am Abbild von Goethe fand die Geburtstagslesung im „Musiktunnel“ unter der Eisenbahnunterführung in der Wüste statt. Foto: Swaantje Hehmann

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 29.08.2017 (Matthias Liedtke)





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