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20.10.2012

rbru Osnabrück. Die nächsten „Chancen des Alterns“: Die gleichnamige von der Bürgerstiftung initiierte Veranstaltungsreihe im laufenden „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ wurde jetzt im Haus der Kirche an der Osnabrücker Turmstraße mit einem weiteren Vortrag fortgesetzt. Loring Sittler, einer der beiden Geschäftsführer des Generali Zukunftsfonds, hielt einen Vortrag über bürgerschaftliches Engagement der Generation 55 plus. Der Zukunftsfonds fördere mit derzeit drei Millionen Euro jährlich ausgewählte Projekte und Initiativen im gesamten Bundesgebiet, die sich zum Ziel gesetzt hätten, den Folgen der zunehmend überalternden Gesellschaft entgegenzuwirken.

„Die heute 65-Jährigen sind gesünder, fitter und besser qualifiziert als jede Generation vor ihnen", erklärte Sittler zu Beginn seines Referats. Wenn sie aus dem Erwerbsleben ausstiegen, hätten sie im Durchschnitt noch 18,4 Jahre vor sich. Doch die wenigsten machten sich Gedanken, wie sie diese Zeit nutzen wollten. „Der Beruf fällt als Identität stiftendes und Leben füllendes Element weg, was vielfach als große Leere empfunden wird." Insbesondere Männer wüssten mit der neuen Freizeit nichts anzufangen und verfielen leicht in Depressionen. Freiwilligenarbeit im sozialen Bereich sei eine Option, um die Zeit des Ruhestands sinnvoll zu nutzen. Und damit täten sich die Alten nicht nur selbst etwas Gutes: Zudem seien die Lebenserfahrung und die Fähigkeiten der Senioren dringend vonnöten, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.
Sittler beschrieb seine Vision einer Bürgergesellschaft, die weniger auf den Sozialstaat poche und mehr Eigenverantwortung übernehme. „Die 150 Jahre währende deutsche Tradition der obrigkeitsstaatlichen Überbetreuung muss ein Ende haben", meinte Sittler. Der Staat solle allein für die existenziellen Risiken wie Arbeitslosigkeit, Rente, innere und äußere Sicherheit Sorge tragen. Alles andere könnten eigenständige Initiativen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft besser und kostengünstiger umsetzen. Als Beispiel für gelungenes bürgerschaftliches Engagement nannte Sittler die erfolgreiche Übernahme der Freiburger Stadtbibliothek durch eine Senioren-Genossenschaft.
Initiativen wie diese brauche es in Zukunft noch viel mehr. Aber die verschiedenen Projekte müssten gebündelt und strategisch ausgerichtet werden. Es gebe derzeit Freiwilligendienste, Seniorentreffs, Großelterndienste, Mehr-Generationen-Häuser und Stiftungen, die alle unabhängig voneinander arbeiteten. Es könne Aufgabe einer Bürgerstiftung wie derjenigen in Osnabrück sein, die vorhandenen lokalen Initiativen zu bündeln und Synergien zu schaffen.

Experte in Sachen Altern: Loring Sittler. Foto: Osterfeld

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 20.10.2012





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